Plastikfrei Einkaufen: Tipps & Tricks
Der Müllberg wächst: Allein in 2018 kamen in Deutschland 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll zusammen! Rechnerisch gesehen produziert damit jeder Bundesbürger 227,5 Kilogramm Verpackungsabfall pro Jahr. Autsch!
Eine Besserung ist nicht in Sicht: Wenngleich sich unter anderem die EU mit dem Erlass strengerer Gesetze wie u.a. dem Verbot von Einwegplastik bemüht, der Plastikflut Einhalt zu gebieten, geht der Trend weltweit zu kleineren Portionen, aufwändigeren Verschlüssen, Online-Shopping und Speisen und Getränken zum Mitnehmen – und damit wächst auch der Müllberg.
Stolze 20 Jahre dauert es, bis eine Plastiktüte verrottet ist. Bei einer Plastikflasche sind es sogar bis zu 450 Jahre! Höchste Zeit, dem Müllberg den Kampf anzusagen. Plastikfrei einkaufen ist ein wichtiger Schritt, damit er nicht weiter wächst.
Wie das gehen kann, erfährst Du in diesen Tipps und Tricks!
Tipp 1: Beutel statt Tüte!
Verwende im Supermarkt Jute- oder Baumwolltaschen statt Einkaufstüten, greife auf wiederverwendbare Obst- und Gemüsenetze zurück oder nutze mitgebrachte Schraubgläser. Auch der gute alte Holzkorb ist eine umweltfreundliche Variante zur Plastiktasche.
In vielen Städten gibt es mittlerweile Unverpackt-Läden, die plastikfreies Einkaufen möglich machen. Hier bringst Du die Verpackung selbst mit. Die Lebensmittel und Hygieneprodukte vor Ort werden abgewogen und dann in Deinen Behälter oder Beutel eingepackt oder bereits im Mehrwegbehälter verkauft.
Tipp 2: Angebot und Nachfrage beeinflussen!
Im Supermarkt kannst Du oft zwischen mehr oder weniger aufwändig verpackten Produkten wählen. Besonders bei Obst und Gemüse werden häufig Produkte in Plastikverpackungen und unverpackte Produkte angeboten.
Eingeschweißte Gurke? Tomaten in der Plastikbox?
Entscheide Dich beim Einkaufen im Zweifelsfall für die plastikfreie Version. Das gilt auch für Flaschen (lieber Glas statt Plastik) oder Fertiggerichte, die sowohl in Dosen als auch in Gläsern angeboten werden.
Übrigens gibt es kein Gesetz, das Supermärkten verbietet, Produkte wie Fleisch, Eier, Käse oder Wurst in vom Kunden selbst mitgebrachten Gefäßen zu verkaufen. Ob Dein Supermarkt diese Möglichkeit anbietet, findest Du daher am besten durch Nachfragen heraus. Probier es aus!
Tipp 3: Wochenmarkt statt Supermarkt
Plastikfrei einkaufen geht auf dem Wochen- oder Biomarkt meist besser als im Supermarkt. Die dort angebotenen Lebensmittel haben weniger Kilometer zurückgelegt und sind daher meist weniger aufwändig oder gar nicht verpackt. Außerdem unterstützt Du mit dem Einkauf Händler und Bauern aus Deiner Region. Gleiches gilt auch für Hofläden und den Obst- und Gemüsehändler um die Ecke. Support your local dealer!
Gerade Bio-Produkte sind im Supermarkt oft nur in einer müllstiftenden Kunststoffverpackung zu haben. Der Grund: Es könnte sonst zu Verwechslungen mit den konventionellen Lebensmitteln kommen. Außerdem sollen die Verpackungen vor Kontamination schützen: Durch sie soll vermieden werden, dass ungespritztes Obst oder Gemüse aus Bio-Anbau mit den Pestiziden und chemischen Pflanzenschutzmitteln der anderen Produkte in Berührung kommt. Für die Supermärkte ist es meist günstiger, die Bio-Ware zu verpacken. Dabei wäre es auch möglich, die Regalplätze so aufzuteilen, dass es zu keiner Kontamination kommt. Je mehr Kunden das Problem thematisieren, desto eher könnte hier ein Umdenken seitens der Verantwortlichen stattfinden. Also: nachfragen! Oder auf den Wochenmarkt ausweichen.
Um dem Supermarkt in Deiner Nachbarschaft zu zeigen, was Du von überflüssigen Verpackungen hältst, kannst Du übrigens überflüssige Umverpackungen auch gleich vor Ort entsorgen. Das ist Dein gutes Recht: Verpackungen, die weder dem Schutz noch der Hygiene, noch der Haltbarkeit eines Produktes dienen, sind sogenannte Umverpackungen. Und die darfst Du direkt im Laden zurückgeben.
Tipp 4: Plastikfrei einkaufen im Online-Shop
Ganz klar: Wer offline einkauft, im Idealfall beim Einzelhändler in der Nachbarschaft, kauft nachhaltiger. Auf aufwändige (Plastik-)Verpackungen kann hier oft verzichtet werden, auch die Verpackungen für den Versand spart ein, wer im Geschäft vor Ort kauft. Doch auch im Internet lässt es sich plastikfrei einkaufen! Viele Shops haben sich der Reduzierung von Plastikmüll und Zero Waste verschrieben. Von Lebensmitteln über Textilien bis Kosmetik – das plastikfreie Angebot ist groß. Es kann sich also durchaus lohnen, das Netz nach nachhaltigen Alternativen zu durchforsten. Hier einige Anbieter, die plastikfreies Einkaufen ermöglichen:
- www.greenhall.de
- www.monomeer.de
- www.avocadostore.de
- www.laguna-onlineshop.de
- www.mylittlesteps.de
- www.naturlieferant.de
- www.zerowasteladen.de
- www.ultra-green.de
- www.vongruenstadt.de
- www.shop.original-unverpackt.de
- www.suessundclever.de
- www.mein-muesli-laden.de
Versandhandel-Riesen im Internet tragen ordentlich zum Wachsen des Müllbergs bei. Über Umweltschutz machen sie sich oftmals wenig Gedanken, über die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter ebenso. Derweil kämpfen viele kleinere Händler um ihre Existenz. Kleinere Läden zu unterstützen ist also nicht nur offline eine gute Sache. Auch online kannst Du aktiv werden und bei ihnen einkaufen. So genießt Du nicht nur ein plastikfreies Einkaufserlebnis, wenn Du entsprechende Anbieter unterstützt, sondern sicherst auch Existenzen. Win-win-Situation!
Tipp 5: Planung spart Plastik
Mal eben nach Feierabend noch schnell in den Supermarkt und eine Pizza eingetütet, auf dem Weg dorthin einen „Coffee to go“ bestellt – schon wächst er wieder, der verflixte Plastikberg. Der Trick: Die Woche planen! Wenn Du auf Vorrat einkaufst oder sogar auf Vorrat kochst, wenn Du Zeit hast, und die Gerichte nach Feierabend nur noch auftauen und aufwärmen brauchst, kannst Du Spontankäufe vermeiden. Plastik schleicht sich nämlich vor allem dann ein, wenn wir unüberlegt und in Eile zugreifen. Mit dem sogenannten „Meal Prepping“ (Essenszubereitung auf Vorrat) sparst Du nicht nur Müll, sondern auch Zeit und Geld.
Fast die Hälfte des Plastikmülls geht auf die Kappe der Privatverbraucher. In Deutschland produzieren wir mehr Verpackungsmüll als fast jedes andere Land der EU! Fast 19 Millionen Tonnen waren es im Jahr 2020. Einen großen Teil unseres Plastikmülls exportieren wir übrigens nach Südostasien. Der landet dort in der Umwelt und den Meeren, da vor Ort keine oder nur unzureichende Abfallentsorgungssyteme existieren. Nur ein kleiner Teil des Mülls wird recycelt!
Glücklicherweise findet aber ein Umdenken statt und immer mehr Menschen geben im Umfragen an, Verpackungsmüll, auch beim Einkaufen, reduzieren zu wollen. Die globale Bewegung „Break Free From Plastic“ setzt sich aktiv für eine kunststofffreie Zukunft ein. Aufgrund der extrem langen Lebensdauer von Kunststoff (wir erinnern an die Plastikflasche mit 450 Jahren Haltbarkeit...) wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das so weit ist. Den ersten Schritt in diese Richtung können wir aber heute schon gehen. Also: Jute-Beutel einpacken... und Welt retten!